Berlin, Deutschland (Spatianer). Vor 85 Jahren residierten hier dänische Diplomaten. Daran erinnert der Name des heutigen Luxushotels und die, noch jetzt, recht kraftvolle Gestalt des Baukörpers. Jedoch, zum dinieren sind wir herbeigeeilt, und demonstrieren damit nur unseren guten Geschmack. Carte Blanche verpflichtet – es bedeutet, daß dem Genuss keine Grenzen gesetzt werden. Schon gar nicht vom Geldbeutel. Aber wir sind Gourmets, keine Gourmands, sind geladene Gäste vom neu gestylten Restaurant. Ein Speisezimmer im Wohnzimmer „Das Stue“ mit dem Flair einer ja gediegenen französischen Brasserie. Großformatige Schwarz-Weiß-Fotos von Serge und Romy schmücken um uns hellgraue Wände, im Raum nebenan hängt von der Decke ein Lampengebilde, welches wie ein Arrangement kupferner Kessel wirkt. Passt: man kann, an der langen Tafel, den Köchen durch die Glasscheibe beim Komponieren der Speisen zuschauen.
Wir aber betrachten die Karten, schwarz auf weiß, wählen auf ersten Blick übliche Klassiker der französischen Küche. Werden angenehm überrascht: mit Krispy Fenchel und mit Pastis-Chantilly als Begleitung der Hummercreme-Suppe. Mein Michelin empfiehlt mir „Moules Marinières“ – für mich ein maritimes Muss, aber Fehlanzeige. Verzeichnet ist das: Gebratene Doradenfilet. Munden mir Miesmuscheln mehr? Keine Frage, denn der Fisch kommt mit Fenchel, cremiger leichter Brandade sowie leckerer Muschel-Safran-Sauce. Kollegen Fleischesser schmeckt sein gegrilltes Entrecôte. Es zählt – wie die französische Zwiebelsuppe mit Gruyère Crouton und Rindsfilet Tatar (handgeschnitten, klassisch mariniert und am Tisch vorbereitet) als Vorspeise – zu den „Signature“-Dishes, jenen mit der Handschrift des Chefs aus-gezeichneten Speisen. Im „Carte Blanche“ ist Herr am Herd Andreas Schatzschneider, der „traditionelle Rezepte mit modernen Akzenten kombiniert“ und die französische Küche so „auf den Punkt bringt“. À point ist meine Dorade – auch wohl sein Entrecôte mit Bohnen, Möhren, Pommes Allumettes und allerbester Sauce Béarnaise.

Und ganz ohne Fisch oder Fleisch? Zu Beginn teilten wir uns schon einen gut bestückten veganen Gartensalat, mit Salatherzen, Tomaten, Avocados, Bohnen, Oliven sowie – violetten Kartoffeln. Als Akzent. Wie Himbeerbalsam beim gratinierten Ziegenkäse mit Wildkräutern und Haselnuss. Als Hauptgericht gibt’s Cassoulet, statt Schweinefleisch, Wurst und Entenconfit eine vegane Variante vom Eintopf: Ur-Dinkel, Kräuterseitlinge, junges Gemüse und feinstes Leindotteröl, bio, logo. Tja, Taglioni mit frisch gehobelter Trüffel darauf und dazu Parmesan-Comté-Cremesauce: nächstes Mal nehmen wir uns die Freiheit. „Das Konzept des Restaurants basiert auf der Idee der Freiheit“, sagt Adnan Cetin. „Carte Blanche steht für die Möglichkeit“ – so sein Credo – „hochwertige und umkomplizierte Gerichte in einer entspannten Atmosphäre zu geniessen“. Dazu trägt der Restaurantmanager und sein Service-Team wesentlich bei: immer aufmerksam, aber nie aufdringlich.
Nun zu den Desserts. Warme Apfel Tarte mit Nuss-Karamell und Vanille Eiscreme? Oder mein Klassiker: Crème Brûlée? Korrekt, auf Kruste und Konsistenz der Creme kommt’s an; die Küche kann es, chapeau! Wie wär’s mit einem Digestif? Adnan empfiehlt „Williams Birne von Etter“ – und erscheint mit einem gläsernen Gerät, welches jedem Alchimisten zur Ehre gereichen würde. Es spendet uns einen herrlich milden Obstbrand, der ist Gold wert. Santé Stué, et Carte Blanche!
Carte Blanche
Adresse: Drakestraße 1, 10787 Berlin
Kontakt: Telefon: +49 30 3117220, E-Brief: restaurant.berlin@so-hotels.com
Heimatseite: https://www.so-berlin-das-stue.com/restaurants-bars/carteblanche/
Öffnungszeiten: Lunch montags bis freitags von 12 Uhr bis 15 Uhr, Dinner dienstags bis samstags von 18 Uhr bis 21.30 Uhr