Keine nassen Füße und nicht frieren oder Rennradfahren im Winter – Indoor-Cycling, die Zukunft des sportlichen Radtrainings

© CyberConcept GmbH

Berlin, Deutschland (Spatianer). Die Tage werden kürzer und kälter. Die Hochzeit für’s sportliche Radfahren im Freien ist vorbei. Immer mehr vor allem sportlich orientierte Rennrad- und Mountainbike-Fahrer ziehen sich zurück und radeln nun indoor, also in geschlossenen Räumen. Aber wie und wo? Es gibt viele Möglichkeiten, seine Fitness-Form über den Winter zu retten. Viele vertrauen sich einem Rollentrainer an, auf dem der Trainierende sein Rennrad fest verankert. Doch wenn im Winter das Wohnzimmer oder ein Kellerraum zum Trainingsrevier mutiert, dann ruft das bei der Familie oft keine Begeisterungsstürme hervor. Und für den Biker selbst ist das Training auf der Rolle allein zuhause oft eintönig und langweilig. Da hilft auch kein Fernseher oder der Knopf im Ohr mit motivierender Musik. Doch es gibt eine Lösung: CyberCycling. Auf einem speziellen, fest stehenden Rad, dem Spinning-BikeIn. In einer Gruppe mit fetziger Musik – da geht die Post ab. Wir sprachen mit Jürgen Schraml, dem Vertriebschef der CyberConcept GmbH, europaweit Marktführer im Bereich virtuellen Fitnestrainings.

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Heintz: Herr Schraml, was ist Indoor-Cycling? Wie funktioniert es? Was ist das Besondere?

Schraml: Indoor-Cycling oder Spinning ist ein Trainingsprogramm auf fest stationierten, speziellen Rädern, den sogenannten Indoor-Bikes oder Spinbikes. Es kam – wesentlich beeinflusst vom Rennradtraining auf der Rolle – in den 1980er Jahren in Mode und ist heute aus dem Trainingsprogramm der meisten Fitness-Studios nicht mehr wegzudenken. Die Begeisterung wächst. Jeder kann mitmachen. Obwohl man sich auf den Indoor-Bikes nicht fortbewegt, wird vom „Fahren“ gesprochen. Die Indoor-Biker fahren in einer Gruppe, geleitet von einem Trainer und angespornt durch mitreißende, rhythmusgebende Musik, verschieden lange Kurse ab. Für mich das ideale Wintertraining für jeden sportlich orientierten Menschen.

Heintz: Wichtig ist der Trainer. Der muss aber heute – und das ist das Besondere – nicht mehr aus Fleisch und Blut sein. Mit dem von Ihrer Firma entwickelten CyberCycling geht es auch anders.

Schraml: In den Studios sind viele Kursräume oft nicht kontinuierlich ausgelastet. Indoor-Cycling-Kurse mit einem leibhaftigen-Trainer rentieren sich deshalb nur abends zu Stoßzeiten. 2007 kamen wir auf die Idee, es mit einem virtuellen Trainer zu probieren, der die auf Leinwand oder Flachbildschirm ablaufenden Kurse nicht leibhaftig, sondern virtuell begleitet. Wir haben das Glück, mit Tom Dederichs einen ausgesprochenen Fachmann zur Seite zu haben. Tom hat diese virtuellen CyberCycling-Kurse ausgearbeitet. Er hat ein trainingswissenschaftliches Know -how und ist auf vielen Kurse selbst als virtueller Trainer zu sehen. Mit diesem CyberCycling, das zu jeder Zeit unabhängig von festen Terminen online abrufbar ist, können wir unseren Club-Mitgliedern rund um die Uhr sportwissenschaftlich fundierte Kurse anbieten.

Heintz: Haben denn diese Kurse noch viel mit dem Radfahren im Freien zu tun?

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Schraml: Sehr viel. Alle Kurse sind dem Radfahren draußen intensiv nachempfunden. Die einzelnen Abschnitte, also Steilstücke, Flachpassagen und Abfahrten, werden auf einem Diagramm gezeigt. So können sich die Teilnehmer darauf einstellen, was sie erwartet. Aber Indoor-Cycling ist mehr. Abgesehen davon, dass man nicht friert, keine kalten Füße kriegt und nicht nass wird, sorgen Trainer, Kursgestaltung und eine tolle Musik, die den Rhythmus bestimmt, für ein intensives, abwechslungsreiches Training, bei dem keine Langeweile aufkommt, bei dem man viel lernt und seine Technik verbessern kann.

Heintz: Viel lernen? Technik verbessern? An was denken Sie dabei vor allem?

Schraml: Ich denke dabei vor allem an die richtige Sitzposition und den runden Tritt, bei dem man drückt und zieht, wie auch im Freien. Um das zu lernen, ist Indoor-Cycling ideal geeignet. Die Pedale des Spinning-Bikes sind deshalb, wie beim Rennrad, mit sogenannten Klickpedalen ausgerüstet, an die sich der Fahrer mit den Rennrad-Schuhen verankert.

Heintz: Und wer das nicht mag oder solche Schuhe nicht hat?

Schraml: Der kann seine Sportschuhe auch mit Riemen befestigen. Und ganz wichtig – auch das Einstellen des Tretwiderstands ist jedem selbst überlassen. Der virtuelle Trainer gibt zwar den Ton an und die Musik die Trittfrequenz, aber wie kraftvoll der einzelne Teilnehmer in die Pedale tritt, entscheidet er selbst. Das ist das Tolle. So können Frauen und Männer unterschiedlicher Leistungsstärke zusammen in einer Gruppe fahren. Ich behaupte, das ist ein ideales Training für jeden, um sich zu stärken und im Frühling, wenn es wieder nach draußen geht, optimal vorbereitet zu sein.

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Heintz: Die Musik ist wohl sehr wichtig?

Schraml: Ganz richtig. Die Musik ist ganz wichtig. Sie begleitet die Teilnehmer durch jeden Kurs und bestimmt die Trittfrequenz und somit das Tempo. Die Frequenz reicht von 50 Pedalumdrehungen pro Minute für eine steile Bergetappe bis zu mehr als 130 Umdrehungen für eine rasante Abfahrt. Das ist aber nur die eine Seite. Die Musik, oft Pop oder Rock, ist auch deshalb wichtig, weil sie die Teilnehmer anspornt und beflügelt.

Heintz: Dann haben sicherlich viele Teilnehmer ihren Lieblingskurs oder?

Schraml: Wir haben festgestellt, dass viele Teilnehmer ihren Kurs nach der Musik auswählen. Manche schwören auf den 90minütigen Kurs „Joyrider“ unter Anleitung unserer Astrid, einen Rundkurs mit steigender Belastung. Andere lieben den 55minütigen Bergkurs „Hillsides“ mit Patrick und dann gibt es welche, die bevorzugen den von unserem Mr. Cyberfitness Tom geleiteten 90-Minuten Kurs „Long way home“ mit vielen Bergen und schnellen Abfahrten.

Heintz: 90 Minuten auf dem Spinning-Bike. Wie schafft der Teilnehmer das? Wird das nicht irgendwann recht eintönig?

Schraml: Ganz im Gegenteil. In allen Kursen wechseln sich Flachetappen, herausfordernden Steigungen und rasante Abfahrten nach wenigen Minuten ab. Der Trainer sagt, wann im Stehen und im Sitzen gefahren wird, wann Jumps folgen, bei denen man abwechselnd einige Pedalumdrehungen im Stehen, dann im Sitzen fährt, wann Runnings, längere Strecken mit hoher Trittfrequenz im Stehen, angesagt sind. Man merkt dabei gar nicht, wie die Zeit vergeht. Auch wegen der tollen, rhythmischen Musik …

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Heintz: Das klingt so, als ob der Fahrer während der Zeit auf dem Spinning-Bike ständig in Action ist. Gibt es Ruhephasen?

Schraml: Es gibt auch Erholungsphasen. Wir haben bei der Zusammenstellung der einzelnen Kurse sehr darauf geachtet, dass nach einer anstrengenden Etappe mit hohem Energieumsatz eine ruhige Teilstrecke folgt, um sich zu regenerieren und sich auf den nächsten herausfordernden Abschnitt vorzubereiten.

Heintz: Wie oft sollten Cycler in der Woche aufs Spinning-Bike steigen, um sich fit zu halten?

Schraml: Ich empfehle drei Mal pro Woche jeweils 80 Minuten. Unbedingt sollte man genügend zum Trinken mitbringen, ein Handtuch gegen den Schweiß und um sein Training optimal zu gestalten, rate ich zu einem Pulsfrequenzmesser. Das ist dann, wie wir sagen, effizientes, gesundes Cardiotraining für jede Altersklasse, für Profi, Freizeitsportler oder Anfänger.

Heintz: Sie sprachen vorhin von Gruppentraining. Das kann ja nur in einem Sportverein oder in einem Fitness-Studio ablaufen. Wer nutzt Ihre Programme und Kurse? Eher Privatleute oder Fitness-Studios?

Schraml: Halb-halb. Das ist ja das Tolle an unseren Kursen. Ob allein oder in einer Gruppe – alle lassen sich durch CyberCycling mitreißen. Immer mehr Studios sind dabei, wie das Clever Fit Studio in München-Ismaning. Der Chef, Erwin Binder, hat rasch erkannt, dass er mit CyberCycling viele Kunden ans Studio bindet. Wer Glück hat, erwischt ihn in einer freien Stunde, wie er sich selbst auf einem seiner Spinning-Räder abstrampelt. Irgendwann wird unserer Einschätzung nach virtuelles Radtraining aus keinem Fitness-Studio mehr weg zu denken sein. Es gibt rund 6000 Clubs in Deutschland. Wir haben also noch große Aufgaben vor uns.

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