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Knackig mit Kneipp – Bad Wörishofen als Hotspot der Wassertherapie

Wassertretstelle im Kurpark. © Foto: Dr. Bernd Kregel

Bad Wörishofen, Bayern, Deutschland (Spatianer). Die Blütenexplosion des Frühlings dient als Initialzündung für das Kneipp-Jahr in der Allgäuer Kurstadt.

Bis zur Hüfte eintauchen in das eiskalte Wasser der Donau? Ein verweichlichter Warmduscher war Sebastian Kneipp jedenfalls nicht. Für ihn, der bereits in seiner Jugend an einem bedrohlichen Lungenleiden erkrankt war, bedeutete diese Art der Selbstüberwindung zum Glück auch seine Lebensrettung. Und bestätigte sich damit nicht auch die von ihm gehegte Vermutung, dass der durch kaltes Wasser angeregte Körperkreislauf zugleich auch die menschlichen Selbstheilungskräfte aktiviert? In der Tat eine bahnbrechende Erkenntnis angesichts der häufig noch im Trüben fischenden medizinischen Kunst seiner Zeit.

So kamen die Ärzte in der Umgebung von Wörishofen aus dem Staunen nicht heraus. Lief ihnen doch schon bald die Kundschaft weg, um sich ausgerechnet von einem Pfarrer durch kalte Körpergüsse aus einer gewöhnlichen Gießkanne kurieren zu lassen. Einen „Kurpfuscher“ wollten sie in ihm sehen und gaben erst Ruhe, als sich sogar der Papst in Rom von ihm nach dieser neuen Methode behandeln ließ. Mit Kneipps spektakulärem Erfolg war für Wörishofen zugleich auch der Grundstein gelegt von einem Bauerndorf hin zu dem schmucken Kurort „Bad Wörishofen“ am Rande der Allgäuer Alpen.

Heublumenauflage und Blitzguss

Kneipp inmitten der Heilpflanzen. © Foto: Dr. Bernd Kregel

Seit mehr als hundert Jahren zeigen sich die Bürger „seiner“ Stadt nun schon erkenntlich und pflegen sein Erbe. Überall zeugen Kneipp-Plaketten an den Häusern von seinen Wirkungsorten. Oder erwecken Stadtbrunnen den Eindruck, als schwebe der Geist Kneipps noch heute über den Wassern. Selbstverständlich hält auch ein gut sortiertes Kneipp-Museum mit Fotos und Alltagsgegenständen die Erinnerung an das bewegte Leben des größten Sohnes Bad Wörishofens wach. Und wer könnte sein überlebensgroßes Denkmal übersehen, das im Stadtzentrum von einem hohen Sockel herab Respekt einflößt?

Wichtiger jedoch als die eher dekorativen Elemente im Stadtbild sind die Kneipp-Anlagen, die im Verborgenen der Hotels und Pensionen auf ihren Einsatz warten. Zum Beispiel im Hotel Sonnengarten oberhalb der Altstadt. Hier lädt Kneipp-Spezialistin Anke nach einer entspannenden Heublumenauflage im Rückenbereich ein zu einem der legendären Kneipp-Güsse. Das Angebot ist reichhaltig und reicht, je nach Bedarf, vom Knie-, Schenkel- oder Armguss über den Brust-, Gesichts- oder Vollguss bis hin zum Blitzguss, der massageähnlich und stoffwechselfördernd Haut und innere Organe anregt.

Wassertreten und Barfußschnecke

Knieguss durch Sebastian Kneipp. © Foto: Dr. Bernd Kregel

Die wohl bekannteste und am leichtesten zugängliche aller Kneipp-Anwendungen jedoch ist das Wassertreten. Mit warmen Beinen wadentief in das kalte Wasser einzusteigen und sich wie ein Storch stelzenartig darin fortzubewegen, erfrischt ungemein. Und lässt sich zudem hervorragend kombinieren mit einer Fußmassagen-Warmlaufphase, die auf einer kreisförmigen Barfußschnecke oder entlang dem ausgedehnten Barfußweg über Sand und Steine hinweg in der Tat durch dick und dünn führt. Eine harte Herausforderung für jede von weichen Schuheinlagen verwöhnte Fußsohle.

Doch die Anstrengung ist bei einem entspannenden Spaziergang durch den nahen Kurpark schnell wieder vergessen. Dort wo ein Duft- und Aromagarten die Sinne verwirrt und 6000 Rosenstöcke in 550 verschiedenen Sorten sich bereits mit frischen Knospen auf ihre sommerliche Blütezeit vorbereiten. Stadtführerin Karin ist ganz in ihrem Element, als sie die von Kneipp entschlüsselten Geheimnisse des Heilkräutergartens erklärt. Einer Anlage, deren Einzelpflanzen vom Johanniskraut über die Schafgarbe bis hin zum Bockshornklee bereits zu seinen Zeiten mit ihrer heilenden Wirkung ein breites medizinisches Spektrum abdeckten.

Blütenexplosion im Frühling

Beet mit Frühlingsblumen. © Foto: Dr. Bernd Kregel

Nun jedoch ist Eile geboten, denn soeben schallen aus dem Stadtzentrum Musikklänge herüber. Dazu gedacht, einer heimischen Festlichkeit den würdigen Rahmen zu verleihen? Es ist, so Werner Büchele als Initiator dieser Aktion, die alljährlich stattfindende feierliche Eröffnung des Osterbrunnenfestes. Eine Frühlings-Initialzündung, bei der zu Beginn der Saison die zahlreichen Brunnen der Stadt für eine Zeitlang festlich herausgeputzt der Öffentlichkeit präsentiert werden. Andächtige Stille stellt sich ein, als die in zünftiges Weißblau gekleidete Stadtkapelle sich zur Begrüßung kräftig ins Zeug legt.

Bis sie schließlich mit großem Gefolge zum nächsten Brunnen-Schmuckstück weiterzieht. Vorbei an Blumenbeeten und Rabatten, aus denen der Frühling mit unzähligen Narzissen, Tulpen und Hyazinthen prächtig hervor quillt. Eine Blütenexplosion, mit der Bad Wörishofen alle vergleichbaren Städte des Landes übertrifft, wie Kurdirektor Horst Graf nicht ohne Stolz erklärt. Ein Geschenk an alle alten und jungen Gäste, die der Kurstadt schon immer die Treue hielten oder aber die neuen Attraktionen zu schätzen wissen.

Schneebedeckte Allgäuer Alpen

Voralpenlandschaft nahe Bad Wörishofen- © Foto: Dr. Bernd Kregel

Zum Beispiel auf sportlicher Ebene das respektable Wegenetz, das besonders die Wanderer anspricht. Allen voran der Kneipp-Waldweg, der an mehreren Stationen wie dem soeben eingerichteten „Ort des Träumens“ zur Rast einlädt. Zudem wird er auch als „Allee der Jahresbäume“ seit mehr als einem Vierteljahrhundert gesäumt von den jeweiligen Bäumen des Jahres, die hier – wie diesmal die Traubeneiche – alljährlich unter starker Beteiligung der Öffentlichkeit eingepflanzt werden. Eine „symbolische Handlung für Nachhaltigkeit“, wie der Landtagsabgeordnete Josef Miller während der Pflanzaktion betont.

Aber auch die Überland-Radfahrwege können sich sehen lassen, für die sogar Kraft sparende Elektroräder zur Verfügung stehen. In der Begleitung der Wegescouts Volker und Franz führt die Strecke zunächst in Richtung Süden nach Hartenthal, dabei stets die Schnee bedeckten Allgäuer Alpen vor Augen. Nach erholsamem Zwischenstopp verläuft die Radstrecke mitten durch gelb leuchtende Löwenzahnweiden, wo auf dem Rückweg nach Bad Wörishofen die schmucke Barockkirche von Gammenried die Blicke auf sich zieht.

Einsaugen heimischer Kräuterdüfte

Explodierende Frühlings-Blütenpracht. © Foto: Dr. Bernd Kregel

Doch nicht nur die bayerische Voralpenlandschaft gibt es hier zu entdecken. Denn nur wenige Minuten von der Stadt entfernt tut sich überraschend eine Südsee-Kulisse auf, wie man sie hier nicht erwartet hätte. Es ist die Südsee-Therme Bad Wörishofen, die mit ihren tropisch anmutenden Palmenarealen und einem geöffneten Glas-Schiebedach den tropischen Sommer zu ihrem Dauergast macht. Besonders in den großen Beckenanlagen, die zur Bewegung einladen. Und natürlich den kleinen Pools, in denen sich bei zusätzlich mit Mineralien angereichertem Thermalwasser die Zeit entspannt verträumen lässt.

Ebenso wie in den phantasievoll gestalteten Saunaräumen mit ihren unterschiedlichen Attraktionen. Unglaublich entspannend die Meditations-Sauna, in der während des Aroma-Aufgusses an der Vorderseite bunte Koi-Fische in einem riesigen Becken ihre Kreise ziehen. Oder in der Kräuter-Sauna nach Sebastian Kneipp, wo sich beim Einsaugen heimischer Kräuterdüfte gegen Ende des Aufenthalts der Kreis der Begegnungen mit der Leitfigur Bad Wörishofens allmählich schließt. Ein göttliches Vergnügen, das Pfarrer Kneipp seinen Gästen hier bereitet!

Reiseinformationen „Bad Wörishofen“:

Anreise: Mit dem Auto: A7 über Würzburg, Ulm, Memmingen oder A9 über Hof, Nürnberg, München, weiter jeweils A96 nach Bad Wörishofen; mit der Bahn über Augsburg oder München; mit dem Bus: www.komm-mit-reisen.net

Reisezeit: Ganzjährig, besonders attraktiv im Sommerhalbjahr.

Unterkunft: Hotel Sonnengarten, Kneipp- & Gesundheitsresorts Kneippianum und Sebastianeum, KurOase im Kloster, Kneippkur- und WellVital-Hotel Edelweiss, Kurhotel Marienbad

Essen und Trinken: Gasthof Rössle, Hauptstraße 14, Telefon: 08247-5397; Neubrand‘s Stüble, Bahnhofsplatz 4a, Telefon: 08247-7451

Fahrradverleih Fahrrad Osswald: Thomas Osswald, Rosenstraße 1, Telefon: 08247-6838

Therme Bad Wörishofen: Thermenallee 1, Telefon: 08247-399399

Auskunft: Kurverwaltung Bad Wörishofen, Hauptstraße 16, Kurhaus, Telefon: 08247-993355

Gesundheit und Genuss in und um Bad Bergzabern

Massage im Weinberg. © Tourismusverein Südliche Weinstraße, Bad Bergzabern

Bad Bergzabern, Rheinland-Pfalz, Deutschland (Spatianer). Wein, Wasser und Wohlbefinden – die Südliche Weinstraße ist nicht nur mit einem milden Klima und den meisten Sonnentagen Deutschlands gesegnet, sie steht auch für Gesundheit und Genuss! Schon 1896 stattete Pfarrer Kneipp der Stadt einen Besuch ab und bereits 1875 wurde hier ein „Verschönerungsverein“ gegründet. Doch das war gestern. Heute heißen die angesagten Themen: Achtsamkeit, Prävention, Bewegung, Entspannung und Einsicht.

Auf den Spuren von Pfarrer Kneipp und Edith Stein

Wer nach Bad Bergzabern fährt, taucht nicht nur in die Welt von Pfarrer Kneipp, sondern auch in die einer Heiligen ein. Denn auf dem Ludwigsplatz befindet sich die Martinskirche aus dem 19. Jahrhundert. Gleich am Eingang stößt man auf den Taufbrunnen, an dem Edith Stein am 01. Januar 1922 zum christlichen Glauben konvertierte. Er steht heute auf einem Davidstern aus weißem Marmor, der in den Fußboden eingelassen wurde. Die jüdische Philosophin hatte im Sommer 1921 das Ehepaar Conrad-Martius in der Neubergstraße 16 in Bad Bergzabern besucht und dort die Autobiographie der hl. Teresa von Avila gelesen. Das war der Wendepunkt in ihrem Leben. Ostern 1923 siedelte sie in die Pfalz über, wo sie als Lehrerin an den Schulen der Dominikanerinnen von St. Magdalena in Speyer arbeitete. Sie wurde 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet und 1998 von Papst Johannes Paul II heilig gesprochen. Für beide christlichen Konfessionen ist sie eine Märtyrin der Kirche.

Südpfalztherme: „Süße Momente der Entspannung“

Vor der Martinskirche befindet sich ein kleiner Springbrunnen mit der Aufschrift: „Im Wasser ist Heil“ – ein Verweis auf die Südpfalztherme, eine der vier rheinland-pfälzischen Staatsbäder. Eine natürliche Thermalquelle in 450 Metern Tiefe speist dort die vier Becken, Gegenstromanlage, Wasserfontäne und Sprudelliegen inklusive. „Spezielle Wohlfühlpakete wie „Süße Momente der Entspannung“ oder „Unsere Welt des Wohlfühlens“ enthalten aufeinander abgestimmte Arrangements aus Bädern und Relaxphasen, die zum Teil auch von einem Gläschen Pfälzer Secco begleitet werden“, betont Tobias Kelter, Geschäftsführer vom Tourismusverein Südliche Weinstraße in Bad Bergzabern. Außerdem werden in der Wellness-Abteilung verschiedene Aroma-Massagen angeboten, die zur jeweiligen Jahreszeit passen. Highlight ist vor allem die „güldene Glockenbronze-Wanne“, die nach der Herzogin Karoline benannt wurde. In ihr kann man ein Milch-Schaumbad für zwei nehmen. „Als absolutes Lieblingspaket aller Gäste hat sich jedoch das „Vinum Spectaculum“ entpuppt, bei dem nach einem Ganzkörper-Peeling mit Traubenkernen der Körper mit warmem Traubenkernöl massiert und verwöhnt wird“, verrät Kelter. Ein frisches Gläschen Winzersaft rundet das sinnliche Erlebnis ab. Wer sein Immunsystem stärken möchte, geht auf den Sauna-Dachgarten. Von dort aus hat man einen tollen Blick über die Dächer des Kurstädtchens. Außerdem veranstaltet die Südpfalztherme für spezielle Zielgruppen Bewegungskurse im Wasser wie zum Beispiel Aqua Fitness, Gymnastik oder Geburtsvorbereitung. Neuerdings gibt es sogar noch eine Salzgrotte und eine spezielle „Rosen-Sauna“ mit Rosenquarz-Steinen. Wer länger bleibt, checkt in das 81-Zimmer-Hotel „Petronella“ ein. Es wurde nach der gleichnamigen Heilquelle benannt und liegt nur 150 m von der Therme entfernt direkt am Kurpark. Hier kann man außer Shiatsu und Lymphdrainage auch Biologisches Heilfasten mit Naturreis buchen. Durch die Ernährungsumstellung werden der Körper entschlackt und die Nerven gestärkt. Doch auch Besucher, die unter Tinnitus, Migräne oder Burn-Out leiden, kommen in Bad Bergzabern auf ihre Kosten. So kann man über die Touristeninformation Kurse in Achtsamkeit bei Dr. Dr. Norbert Klinkenberg im Haus des Gastes belegen.

Mit Achtsamkeitstraining zu mehr Gelassenheit!

„Achtsamkeitstraining bedeutet, zu lernen, sich selbst und sein Verhalten differenzierter wahrzunehmen“, erzählt Dr. Dr. Norbert Klinkenberg. „Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, um zur Ruhe und zur Entspannung zu gelangen. Offen zu werden für bewegende Augenblicke, positive Einflüsse im Hier und Jetzt.“ Eigentlich kommt das Achtsamkeitstraining aus dem Buddhismus. Im Westen ist es durch den Einsatz im Rahmen von Psychotherapiemethoden bekannt geworden. In Einzel- und Gruppenkursen leitet Dr. Dr. Klinkenberg die Gäste einfühlsam an und bringt sie dazu, scheinbar unabänderliche Dinge allein dadurch zu verändern, indem sie diese aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten lernen. „Wer sich und seine Umwelt, sein Tun, sein Verhalten achtsamer in den Blick nimmt, wer wahrnimmt was wir empfinden, stolpert zwangsläufig über Einsichten und Möglichkeiten, sein Verhalten zu verbessern. Menschen, die bewusst an sich arbeiten wollen, werden aus den Übungen konkrete Anregungen für ein leichteres, angenehmeres und lebendigeres Verhalten ziehen können“, verspricht Dr. Dr. Klinkenberg, der dabei auch Progressive Muskelrelaxation, Feldenkrais und Gehmeditation einsetzt. Wer will, kann auch auf dem Kapellen-Pilgerweg durch das Bad Bergzaberner Land seinen eigenen Rhythmus finden und zu innerer Einkehr kommen. Doch nicht nur Bad Bergzabern ist eine Reise wert, vor allem das Umland hat einiges zu bieten wie zum Beispiel das Deutsche Aloe Vera Zentrum im Kakteenland Steinfeld.

Aloe Vera – der Allrounder unter den Heilpflanzen

Seit über dreißig Jahren widmet sich Familie Beisel mit Leib und Seele der Aufzucht und dem Verkauf von Kakteen. Über 100.000 Besucher kommen pro Jahr in ihr Kakteenland Steinfeld und bewundern dort die rund 1.000 verschiedenen Arten, aber auch Palmen und andere exotische Tropenpflanzen. Eine Spezialität des Betriebs ist allerdings die Aloe Vera, eine Heilpflanze mit langer Tradition. Bereits Nofretete und Kleopatra pflegten ihren Körper damit. Hippokrates, griechischer Arzt und „Vater der Medizin“ verabreichte Aloe Vera gegen Geschwüre und Haarausfall. Hildegard von Bingen nahm diese Pflanze gegen Magen- und Darmprobleme. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts war Aloe Vera in fast jedem Haushalt als sogenannte „Erste-Hilfe-Pflanze“ anzutreffen, wo sie vor allem zur Linderung von Verbrennungen und Heilung kleiner Schnittwunden diente. „Aloe findet hauptsächlich äußerliche Anwendung und gilt als entzündungshemmend“, sagt die Diplom-Biologin Dr. Kim Beisel vom Deutschen Aloe Vera Zentrum in Steinfeld. „Erst in jüngerer Zeit wird sie auch innerlich zur Immunstimulanz herangezogen.“ Obwohl die Aloe Vera eher einem Kaktus oder einer Agave ähnelt, zählt sie zur botanischen Familie der Liliengewächse und ist damit eine Verwandte des Knoblauchs. Rund 300 Arten sind weltweit bekannt, jedoch nur etwa drei bis vier enthalten die heilenden Wirkstoffe. Dazu gehören vor allem die Aloe Vera von den Kanarischen Inseln und die Aloe Arborescens aus Südafrika. Ihre Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Aminosäuren, Enzyme, Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine wirken regulierend und ausgleichend auf unseren Zellstoffwechsel. „Wer täglich ein Glas Aloe-Vera-Gel trinkt, bedient sich eines Nahrungsmittels, das die Abwehrkräfte steigert und die Vitalität erhöht“, meint Dr. Beisel.

Radeln auf den Spuren des Rieslings

Wer Land und Leute mit dem Rad erkunden möchte, der sollte den Riesling-Zander-Radweg von Pleisweiler-Oberhofen nach Neupotz nutzen. Schließlich ist die Pfalz mit mehr als 20 Millionen Rieslingstöcke das weltweit größte Anbaugebiet für diese Rebsorte. In der Fachliteratur wird der Riesling als „König der deutschen Weine“ beschrieben. Er ist robust und widerstandsfähig und hat große, dunkelgrüne, fünflappige Blätter „Rieslingweine sind herzhaft fruchtig und bestechen durch eine feine Säure. Ihr elegantes Bukett erinnert an den Duft von Pfirsichen, die Säure verleiht ihnen Frische und eine überdurchschnittliche Lagerfähigkeit“, schwärmt Gerd Bernhart, Geschäftsführer des Weinguts Bernhart in Schweigen-Rechtenbach. „Auch bei der Herstellung von qualitativ hochstehenden Winzersekten spielt der Riesling als Grundwein in der Pfalz die dominierende Rolle.“ Wein trinken macht aber nicht nur Spaß, sondern ist auch gesund. Schon seit Jahren befasst sich Prof. Dr. Klaus Jung mit dem Thema „Wein als Medizin“: „Mögliche positive Wirkungen eines mäßigen und regelmäßigen Weingenusses sind unter anderem die Zunahme der Hirndurchblutung, die Erhöhung der geistigen Leistungskapazität und die Herabsetzung des Alterungsprozesses“, erklärt der Sportmediziner, der Wein als Antioxidans empfiehlt. Doch damit nicht genug! Wein entschlackt den Körper, denn die Nieren arbeiten aktiver. Zusätzlich verlangsamt er die Knochenentkalkung und beugt so vor allem bei Frauen Osteoporose vor. Nicht umsonst sagt ein deutsches Sprichwort: „Ein Glas Wein auf die Suppe ist dem Arzt einen Taler entzogen.“

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde unterstützt von Südliche Weinstraße.

Wellness aus dem Westerwald – Gesund und schön durch Blätter, Blüten und Bäume

Mein Freund der Baum. © Foto: Sonja Schön

Westerburg, Westerwald, Deutschland (Spatianer). Sanftes Blätterrauschen und sattes Grün wirken positiv auf Körper, Geist und Seele. Die „Kronen der Schöpfung“ regenerieren aber nicht nur von außen, sondern auch von innen. Um ihre heilende Wirkung wussten schon die Griechen, Germanen, Pfarrer Kneipp und Hildegard von Bingen. Dieses Wissen nutzt jetzt das Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee im Westerwald und bietet spezielle Wander- und Wellness-Arrangements an.

„Die Natur schenkt dem Menschen Gesundheit und Schönheit zum Nulltarif“, sagt Bernd Schneider (46), gelernter Landwirt und passionierter Hobbyförster. Er führt Gäste vom Lindner Hotel Wiesensee an den Weiden vorbei Richtung Wald. Dabei bleibt er immer wieder stehen und weist auf verschiedene Pflanzen am Wegesrand hin: „Der Weissdorn ist das reinste Bienenjuwel und stärkt das Herz. Aronstab ist ein altes Heilmittel gegen Depressionen.“ So entschleunigt er gleichzeitig seine Begleiter. „Stehen, schauen und sich besinnen – wer das regelmäßig macht, hat auch kein Burn-Out.“

Konzentrierte Birken-Power

Von allen Bäumen schätzt Schneider die Birke am meisten. Schon bei den Germanen war sie als Symbol für Jugend, Anmut und erwachendes Leben der Göttin Freya geweiht. Denn der besonders winterharte Baum sorgt für das erste zarte Grün im Frühling. So entwickelte sich der Brauch, am ersten Mai seiner Geliebten einen geschmückten Birkenbaum zu stellen. Alternativ können Junggesellen auch einen Birkenzweig am Haus oder am Fenster ihrer Auserwählten befestigen. „Das Lied „Der Winter ist vergangen, ich seh des Maien Schein“ nimmt darauf Bezug“, erklärt Schneider. Für die Wellness-Anwendungen des Birken-Arrangements macht Annerose Wiederstein-Kexel, ausgebildete Drogistin und Leiterin des Lindner-Hotel Spas, einen Sud aus frischen Birkenblättern. Diese enthalten konzentrierte Wirkstoffe wie Betulin und Kalium, die den Körper entgiften und so das Gewebe straffen. Zudem kräftigen Gerbstoffe und Vitamin C die Kollagenfasern und sorgen für eine glatte Haut. Deshalb werden Birkenextrakte auch erfolgreich gegen Cellulite eingesetzt. Den Sud vermischt Wiederstein-Kexel mit Mandelöl und Tonerde und reibt damit den Körper ein. Bei der Rückenmassage werden Stoffstempel, gefüllt mit Reis und Birkenblättern im Wasserbad erhitzt und ergänzend eingesetzt. Unter leichtem Druck geben sie wohlige Wärme ab und fördern den Entspannungsprozess.
„Um die entschlackende Wirkung der Birken-Wellness-Anwendungen zu unterstützen, sollte man möglichst Kalium reiche Gemüsesorten wie Kartoffeln, Paprika und Spargel essen“, empfiehlt Lindner-Koch Roland Friedirch. Seine Gerichte würzt er zudem mit verdauungsanregenden Kräutern wie Bärlauch und Petersilie. Tipp: Junge Birkenblätter kann man auch in Butter ausbacken und mit einer Prise Salz oder Zucker als gesunden Snack zu sich nehmen.

Holunder – vielseitig einsetzbar

Besonders malerisch ist der Aufenthalt im Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee im Frühsommer wenn die Waldränder des Westerwaldes schneeweiß leuchten: Zahlreiche Holunderbäume sind dann von prächtigen und duftenden Blüten übersät. Eine Göttin gab dem Holunder seinen Namen. Frau Holle nämlich wohnte als beschützender Hausgeist im Holunder. Die Germanen pflanzten und verehrten Holunderbäume deshalb in der Nähe ihrer Häuser, sie zu fällen war eine Sünde. Die Christianisierung verbot die Bräuche um den Holunder und Frau Holle ist heute nur noch als Märchenfigur bekannt. Schon seit der Antike gehört der Holunder zu den populärsten Heilpflanzen. Denn seine Pflanzenteile enthalten viele verschiedene Wirkstoffe. Die ätherischen Öle der Blüten etwa haben eine antibakterielle und beruhigende Wirkung. Hinzu sind Holunderbeeren als Saft ideal, um das Immunsystem zu stärken. Gäste im Lindner Hotel Wiesensee können die Wellness-Wirkungen des weißblühenden Baumes in einem Holunderblüten-Bad im hoteleigenen Spa ausprobieren. Dabei regen die ätherischen Öle der Blüten den Stoffwechsel an. Die anschließende Holunderblüten-Cremepackung mit Ziegenbutter nährt die Haut mit reichlich Vitamin A. So kann zum Beispiel Sonnenbrand effektiv vorgebeugt werden.
Zur kulinarischen Abrundung empfiehlt sich abends im Restaurant ein bunter Blattsalat mit Spargelspitzen und Holunderblütenessig-Marinade, gefolgt von einem erfrischenden Holunderbuttermilchsüppchen. Als Hauptgang wird ein zartes Kalbssteak mit Tagliatelle und Frühlingsgemüse verfeinert mit Holunderblüten serviert. Ein Holunder-Mango-Himbeer-Sorbet rundet das Menü ab. Tipp: Holunderblütensirup passt am besten in Mineralwasser oder Sekt. Außerdem lässt sich aus Holunderblüten, Zucker, Zitronensaft und Prosecco ein erfrischendes Sorbet zubereiten. Zudem sind ausgebackene Holunderblütendolden eine beliebte Süßspeise im Sommer. Und aus den Beeren kann man neben Saft oder Marmelade einen mild-süßen Essig herstellen.

Linde lindert Verspannung

Sie trägt tausende herzförmige Blätter, ihr weiches Holz eignet sich besonders gut für Liebesschwüre und sie ist der Lieblingsbaum der Liebesgöttin Aphrodite – und damit auch der Baum der Liebe. Bei den Germanen war der Laubbaum, der bis zu 40 Meter hoch und bis zu 1.000 Jahre alt werden kann, heilig. Bis heute noch stehen im Zentrum vieler Dörfer Jahrhunderte alte Linden. Deshalb sorgt ein blumiges Lindenblüten-Bad im Lindner Hotel & Sporting Club Wiesensee für tiefe Entspannung. Lindenblütenextrakte beruhigen und pflegen zugleich die Haut. Anschließend folgt eine Massage mit warmen Stoffstempeln, die mit Lindenblüten gefüllt sind. Sanfte Druckbewegungen lockern Verspannungen am ganzen Körper, gleichzeitig wirken die ätherischen Blütenöle wohltuend auf die Atemwege und beugen so Husten und Halsschmerzen vor. „Kulinarisch passt dazu eine auf Lindenholz geräucherte Forelle und Meerrettichtoast und eine leichte Kräuterschaumsuppe verfeinert mit Lindenblütenöl“, so Friedrich. Abgerundet wird das Menü durch einen Lindenblütenhonig-Wein und frischem Obst mit Lindenblütenhonig-Schaum. Tipp: Von der Linde sind nur die Blüten in der Küche einsetzbar. Sie liefern beispielsweise einen würzig-aromatischen Honig. Zusammen mit Kandiszucker, Birnenbranntwein, Quittenschalen und Vanille können sie zudem zu einem Likör verarbeitet werden.

Buche – Jungbrunnen für die Haut

Höhepunkt der Wanderung ist die ein Kilometer lange Holzbachschlucht mit ihren riesigen Basaltblöcken und tosendem Wildbach. Sie ist bis zu 30 Meter tief und steht unter Naturschutz. Dort sieht es aus wie im Märchen – romantisch und verwunschen. Wer Glück hat, kann hier Eisvögel und Schwarzstörche beobachten. Schneider erzählt von einer 50 Jahre alten Buche, die eine noch ältere Eiche umklammert. Die Wurzeln beider Bäume haben sich so ineinander verhakt, dass das ganze Ensemble einem Mammutbaum gleicht. „Jeder soll jetzt mal den Baum umarmen“, fordert Schneider die verdutzte Gruppe auf. „Dabei die Augen schließen, dann wieder auf und nach oben in den Himmel schauen – Bäume sind ein Teil unseres Lebens!“ Der Buche verdanken wir auch die „Buchstaben“ und damit die heutigen Bücher: Die Germanen ritzten Botschaften in die glatte Buchenrinde. Später schnitzte Johannes Gutenberg ein Schriftzeichen aus Buchenholz, wickelte dieses in Papier ein. Der Abdruck, den das Holz – der Buchstabe – hinterließ, inspirierte ihn zum heutigen Buchdruck. Vor wenigen Jahren entdeckten französische Forscher, dass im Buchenholz ein Jungbrunnen für die Haut steckt: Der Zuckerstoff Xylose. Verarbeitet zu Pro-Xylane regt er die Bildung von neuen Kollagenfasern an, so verschwinden kleine Fältchen. Die Haut bildet zudem wieder stärker Gylkosaminoglykane. Diese füllen wie kleine Wasserkissen die Lücken zwischen den Kollagenfasern und lassen die Haut straffer und jünger erscheinen. Frische, zarte Buchenblätter kann man als Salat oder blanchiert wie Spinat essen. Gehackt verfeinern sie zudem Kräuterquark. Bucheckern sind mit Butter und Zucker geröstet eine leckere Nascherei. Räuchern mit Buchenholz verleiht Fleisch und Fisch einen besonders würzigen Geschmack und macht es haltbar.

Erle – die Geheimnisvolle

Schneider weist auch extra auf die Erlen hin, die an den Bachrändern in der Holzbachschlucht stehen. „Im Mittelalter war den Menschen die Erle unheimlich. Denn sie besiedelt am liebsten feuchte Gebiete, die als bedrohlich und von bösen Geistern bewohnt galten.“ Zudem läuft Erlenholz beim Fällen an der Schnittstelle blutrot an. Daher stammt die Sage, dass Bäume beim Fällen bluten. Früher fand Erlenholz reichlich Verwendung. Holzschuhe, Schusterleisten und sogar Geschirr wurde aus ihm gefertigt. Die Rinde diente zum Gerben und Färben von Leder, aus Erlen-Zapfen stellte man schwarze Tinte her. Schmerzlindernd und fiebersenkend sind die Heilkräfte der Erle. Früher wurde mit einem Sud aus Erlenblättern und – rinde bei Hals- und Zahnfleischentzündungen gegurgelt. Schließlich kommt Schneider mit seiner Gruppe dem Ziel näher – dem Hofcafé Dapprich, das sich auf einem der ältesten Güter im Westerwald befindet. Dort wartet man schon mit Sauerrahmtorte, Eier-Käse und einem Mix aus Weißwein und Waldmeister, inklusive Möhrenschnaps auf die Wanderer. Das Volkslied „O du schöner Westerwald“ klingt jetzt für alle ganz besonders schön.

Buchtipps:

Adelheid Lingg: Heilkräuter aus dem Zauberkessel der Fülle, Franckh-Kosmos Verlag, 19,95 Euro

Susanne Fischer-Rizzi: Blätter von Bäumen – Heilkraft und Mythos einheimischer Bäume, AT Verlag, 24,90 Euro

Schöner schwitzen – Die Saunalandschaft der Sylter Welle

Ein Bereich des Saunagartens und der Eingang zur Wikingersauna der Saunalandschaft der Sylter Welle vor den wallenden und wiegenden Wellen der Nordsee in den Dünen bei Westerland auf Sylt. © Sylter Welle

Westerland, Sylt, Deutschland (Spatianer). Draußen wallen und wogen die Wellen vor Westerland, drinnen saß ich und schwitzte. Schöne schwitzen ist hier und heute vor allem in der Sylter Welle möglich.

Erst rein ins Freizeitbad Sylter Welle, dann weiter nicht zur Bade- sondern zur Saunalandschaft, durch den Gang, vorbei an Regalen mit viel Stauraum und schon betritt der Gast einen hellen Raum mit gelben Wänden, weißen Decken und erdfarbenen Natursteinfließen unter den Füßen, teils auch an den Wänden, wo auch Wandmalereien mit mittelmeerländischen Motiven zu finden sind. Dort befinden sich ein rundes Tauchbecken (mit 13 ° Celsius) und ein Fußbad.

Von dort aus geht der Gast entweder in die Aromensauna (und wie das duftet) oder in die Dampfsauna (und wie das dampft) oder ins Sanarium (mit Glastür und Glasfenstern vom Boden bis beinahe zur Decke) oder in den Raum der Stille (wo es wenig warm aber sehr ruhig ist) oder in die Saunagrotte (und hinein in die mit 33 Grad Celsius lauwarme Quelle oder hinauf auf eine der Liegestühle oder hinunter unter eine der Duschen).

In der 80 Grad Celsius heißen Aromasauna mit Platz für angeblich 20 Gäste (angenehm ist es, wenn nur die Hälfte drin ist) werden Duftaromen in einem Kupferkessel über dem Saunaofen verdampft. Die Luftfeuchtigkeit soll durchschnittlich 15 bis 20 Prozent betragen. Freche Früchtchen und bunte Blütenblätter werden passend zum Duft in den Kessel Buntes gegeben. Laut Veranstalter würden zweimal am Tag den Gästen entsprechend der Duftkomposition Früchte gereicht werden.

Ohne Obst aber mit 36 Plätzen bietet das Sanarium mehr Raum, zudem eine Luftfeuchtigkeit von 40 Prozent und höchstens 75 Grad Celsius. Weniger Hitze sowie ruhige Farbtöne sollen zur körperlichen und geistigen Entspannung beitragen.

In der Saunagrotte befinden sich noch ein Fußbad und ein Osmanisches Dampfbad. Kleinstfließen in satten Gelb- und Rottönen geben dem ganzen Charakter. Dort können bis zu elf Personen bei 40 bis 50 Grad Celsius und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit in aller Rast aber nicht in aller Ruhe bei Vogelgezwitscher, Blätter- und Meeresrauschen verdampfen. Damit das nicht so riecht, werden Aromen wie beispielsweise Eukalyptusaromen vernebelt.

Neben einem angenehmen Innenbereich bietet die Saunalandschaft der Sylter Welle einen attraktiven Außenbereich. Betreten willkommen. Dazu zählen ein eckiges Kaltwasserbecken (13 Grad Celsius), eine Blockhaussauna mit gläserner Tür und drei großen quadratischen Fenstern für den freien Blick nach draußen, eine Wikingersauna, in der die Gäste auf drei Etagen im Kreis rund um die Feuerstelle sitzen. Etwas Besonderes ist zudem sicherlich der Saunagarten, der in den Dünen liegt und ausgiebige Blicke über die Nordsee gestattet.

Die Wikingersauna als Erdsauna ist vergleichbar mit einer finnischen Sauna und bietet eine Hitze von 95 Grad Celsius bei drei Prozent Luftfeuchtigkeit. Die kühle Erde und das Holz sollen das milde Raumklima erzeugen. 33 Personen sollen in dieser Wikingersauna Plätze finden.

Ein weiterer Klassiker ist die Blockhaussauna. Sie bietet zwei Plätze mehr als die Wikingersauna und auch zwei Prozent mehr Luftfeuchtigkeit, aber fünf Grad Celsius weniger an Hitze. Aufgüsse werden mit verschiedenen aromatischen Düften geboten. Außerdem werden Massagesalz und Kaffee gereicht. Einmal pro Woche ist Aktionstag mit Platten voller frischer Früchte. Famos!

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Freizeitbad Sylter Welle, Strandstraße 32, 25980 Sylt / Westerland, Telefon: 04651 998-111, Fax 04651 998-6000, E-Mail: info@sylterwelle.de, Web: http://www.sylterwelle.de
Öffnungszeiten: Das Freizeitbad ist in der Regel von Montag bis Sonntag von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Frühschwimmer sind am Dienstag, Donnerstag und Samstag von 8 bis 10 Uhr gern gesehene Gäste.

Prächtig planschen – Die Badelandschaft der Sylter Welle

Dicke Hose in breiter Welle oder umgekehrt. Das Wellenbecken der Badelandschaft der Sylter Welle. © Sylter Welle

Westerland, Sylt, Deutschland (Spatianer). Dort, wo Anfang der 1970er Jahren ein weiterer Betonklotz hochgezogen werden sollte, genauer gesagt: 100 Meter hoch, steht heute die Sylter Welle. Statt ein an Wolken kratzendes „Appartementhaus der Zukunft“ in den Sylter Sand zu setzen ging das Projekt „Atlantis“ unter, weil 1969 der ambitionierte Plan öffentlich wurde und sich in der Bevölkerung der Insel Protest und Widerstand regte.

Zwar sollte Westerland nach dem Willen zu vieler Politiker Weltbad werden, doch die Mehrheit der Sylter wollte nicht, was Heinz Reinefarth als Bürgermeister von Westerland, wo in den 1960er Jahren viele alte Villen und Logierhäuser abgerissen wurden, um Platz für neue Apartmentbauten zu schaffen, Dass Reinefahrth 1951 Bürgermeister von Westerland wurde und bis 1964 blieb, obwohl er einer der Befehlshaber bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes war, gehört zur gern übersehenen Vergangenheit der Bundesrepublik Deutschland, die auch im Faschismus wurzelte.

Immerhin wurde in die Dünen statt einer Bausünde ein Bad gesetzt: die Sylter Welle. Nicht nur im Herbst, Winter und Frühling bietet das Freizeitbad Sylter Welle eine Alternative für Badegäste mit Blick auf die Nordsee. Im Hochsommer ist die Sylter Welle eine kühle Erfrischung und auch an Schlechtwettertagen im Sommer ist die Badelandschaft der Sylter Welle bestens besucht.

Hauptattraktion ist das mit Nordseewasser gefüllte Wellenbecken. Das ist mit 12,5 Metern Breite und 33,33 Metern Länge an seiner tiefsten Stelle 1,80 Meter tief und also weder ein Sprung- noch ein echtes Schwimmbecken. Eine spezielle Maschine sorgt alle 20 Minuten für zehn Minuten Wellengang bei angenehmen 28° Celsius. Zu Hochzeiten tummeln sich Dutzende in diesem Wellenbecken.

Zur Wasserfläche von 1000 Quadratmetern gehören weitere Becken, drei davon mit Meerwasser.
Zum 1A-Freizeitbad gehören Sprudelbecken, Massagebecken, Kinderbecken, Sportbecken, Wasserspiele und drei Wasserrutschen.

Das flache Kinderbecken mit Wikingerschiff und Lütte-Leute-Rutsche ist übrigens 32° Celsius warm.

Das Sprudelbecken hat einen Durchmesser von 16 Quadratmetern, ist etwas über einen Meter tief und bietet ebenfalls 32° Celsius warmes Wasser. Zwei Massagedüsen, Nackenduschen, Sitzsprudler und ein Strömungskanal bieten Abwechslung.

Das Massagebecken ist kleiner, soll aber 20 bis 25 Personen auf Unterwasserbänken Platz bieten. Das Wasser ist warm und die Massagedüsen sind sanft.

Seit Mitte Dezember 2015 bietet ein neues 14 x 25 Meter großes und zwischen 1,80 sowie 3,80 Meter tiefe Sportbecken mit Unterwasserillumination fünf 25-Meter-Bahnen, einem Drei-Meter-Sprungturm, einem Ein-Meter-Sprungbrett sowie fünf Startblöcken Luftsprunge ins rund 26° warme Meerwasser, allgemeinen Badespaß und vor allem sportliches Schwimmen.

Die drei Rutschen werden vom Anbieter Black Hole, X-Tube und Turbo-Rutsche genannt. Auf der 120 Meter langen Reise in der Black Hole erwarten Rutscher ab acht Jahre richtig gute Licht- und Toneffekte. Das schwarze Loch muss man mögen. Die Turbo-Rutsche ist mit 45 Metern die kürzeste, aber auch die steilste und schnellste der drei Rutschen, ordentlich orange und ab zwölf Jahre gedacht. Die X-Tube hingegen ist für Gruppenrutschen gedacht und ein Spaß für die Kleinfamilie. Bis zu drei Personen ab sechs Jahre rauschen auf einem Reifen 110 Meter die orangene-gelbe Rutsche mit weißen Kreisen und Streifen runter.

Das alles – und also prächtig planschen – und noch viel mehr ist 1000 Mal besser als Reinefarths Reinfall (siehe oben). Oder?

Die Eintrittspreise für die Badelandschaft der Sylter Welle beginnen bei Kindern und Jugendlichen mit dem normalen Vier-Stunden-Tarif bei 6 Euro. Erwachsene zahlen dafür 10 Euro. Kinder und Jugendliche zahlen für jede weitere Stunde jeweils einen Euro mehr, Erwachsene zahlen für jede Stunde Verlängerung jeweils zwei Euro mehr.

Freizeitbad Sylter Welle

Adresse: Strandstraße 32, 25980 Sylt / Westerland,

Kontakt: Telefon: 04651 998-111, Fax 04651 998-6000, E-Mail: info@sylterwelle.de

Web: http://www.sylterwelle.de

Öffnungszeiten: Das Freizeitbad ist in der Regel von Montag bis Sonntag von 10 bis 22 Uhr geöffnet. Frühschwimmer sind am Dienstag, Donnerstag und Samstag von 8 bis 10 Uhr gern gesehene Gäste.

Das heilende Wasser und die heilende Erde von Limnos

Der Eingangsbereich zum Café und zum Spa. © Therma Spa, BU: Stefan Pribnow

Therma, Limnos, Griechenland (Spatianer). Das Therma Spa von Babis and Dagmara Halamandaris im Westen der griechischen Insel Limnos (altgriechisch Lemnos) im Norden der Ägäis darf als ein Kleinod unter den griechischen Thermalbäden betrachtet werden. So wenig bekannt wie die Insel, die fast so groß ist wie West-Berlin, so berühmt sind die Heilquelle von Therma und die heilende Erde von Limnos.

Ganz Berlin hat bald 4 Millionen Einwohner, während auf Limnos etwas mehr als 15 000 Menschen leben. Mehr Land als Leute – das lässt die Einkehr und den Verbleib auf dem Eiland zu einer Entspannung werden.

Weder die Bewohner noch die Besucher stehen im Spa bei Halamandaris Schlange, als ich ankomme, aber sie sollten es wie alle guten Geister und Gäste der Insel, denn das Wasser scheint eine Wonne und Wohltat zu sein.

Das bestätigt auch die Aristoteles-Universität in Thessaloniki, die das warme Wasser, das mit Temperaturen von 39° bis 43° Celsius aus der Erde sprudelt, untersuchte. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass das Quellwasser therapeutisch und gut gegen Rheuma, Gicht, Arthritis, Osteoporose und Gallensteinleiden ist.

Das Wasser im Detail: CATIONS: Sodium 83.9 mg/l, Potassium 0.65 mg/l, Calcium 6.40 mg/l, Magnesium 0.05 mg/l, Iron 0.00 mg/l, Zinc 0.00 mg/l, Manganese 0.00 mg/l, Lithium 0.00 mg/l, Strontium 0.24 mg/l, Ammonium 0.00 mg/l.
ANIONS: Chlorine 75.10 mg/l, Acid carbonic 84.60 mg/l, Sulphuretted hydrogen 0.00 mg/l, Fluorine 0.16 mg/l, Sulphureous 13.80 mg/l, Phosphoric 0.03 mg/l, Nitric 9.30 mg/l, Nitrite 0.00 mg/l, Carbonates 1.30 mg/l.

Ein Wannenbad im Therma Spa auf Limnos. © Therma Spa, BU: Stefan Pribnow

Doch nicht nur das Wasser ist gesund, die Luft scheint auch rein zu sein. Limnos ist halt eine Insel. Allerdings steigt mir nicht der typische Geruch einer Meeresbrise in die Nase wie unmittelbar an der Küste von Limnos. Es duftet nach Gras. Das Thermalbad liegt in einer Senke am Fuße dreier Hügel auf einer Hochebene rund 100 Meter über dem Meer. Die Hügel in dieser Gegend sind mit Gras bewachsen. Ein paar Bäumchen auf den Hügeln und Bäume im windgeschützen Tal trotzen dem Wind, der oft rau über die Insel weht. Blumen blühen im Garten vor dem zum Spa gehörenden Café und jede Menge Oleander. Das sieht nicht nur schön aus, das riecht auch gut. Der Duft von griechischem Kaffee mischt sich mit diesem tollen Hauch von Sommer. Die gesamte Anlage liegt in einer Kulturlandschaft, wirkt recht idyllisch und gepflegt, ohne besonders edel zu sein. Schickimicki und puren Luxus verströmt dieser Spa nicht, dafür aber eine großartige Geschichte.

Babis Halamandaris erzählt, dass archäologische Funde wie alte Wasserbehälter und Gebäudeteile darauf hindeuten, dass die Therme mit ihrem Heilwasser bereits in römischen und byzantinischen Zeiten bekannt war und benutzt wurde.
Während der „osmanischen Besatzung“ war das griechische Thermalbad ein türkisches Bad, ein Hamam. 1770 ließ Jazaerli Hasan Passa das Hauptgebäude mit den Wannen erbauen. Soweit zur belegten Geschichte.

Vorne die Terrasse und das Café, hinten das Spa. © Therma Spa, BU: Stefan Pribnow

Der Sage nach badete Homer hier höchstselbst. Vielleicht ließ sich Homer auch Terra Lemnia auf die Haut klatschen. Der rote tonige Boden von Limnos gilt als gut und soll viele Krankheiten heilen. Die Erde sei im Laufe der Zeit so heilend gewesen, dass sie heilig wurde und deren Gewinnung unter der Aufsicht der örtlichen Geistlichkeit gestellt wurde. Dass die Erde aber in Form von Tabletten auch geschluckt wurde, das glaube ich auch nach meinem dritten Glas voll mit griechischem Wein der Marke Terra Lemnia kaum. Doch das stimmt.

Halamandaris beteuert, dass die mineralische Heil- und Tonerde von Linos nicht nur äußerlich sondern auch innerlich eingesetzt wurde. Bei Durchfallerkrankungen würde das helfen. Die Osmanen sollen Terra Lemnia auch gegen Typhus und Pest eingesetzt haben. Vermutlich vergebens.

Im Ärzteblatt heisst es 2012 in dem Beitrag von Dr. rer. nat. Ursula Lang und PD Dr. rer. nat. Sabine Anagnostou unter der Überschrift „Terra sigillata – zur Geschichte antiker Heilerden“: „Die „lemnische Erde“ wurde unter Beachtung strenger Rituale am Berg Moschylos ausgegraben, mit Wasser gewaschen, in runde Stücke geformt, getrocknet und mit dem Abbild einer Ziege, eines typischen Opfertiers für die Göttin Artemis, gestempelt. Wegen der darin enthaltenen Eisenspuren war diese Tonerde rötlich-braun und besaß damit eine farbliche Signatur, die man im Sinne der Signaturenlehre als Hinweis verstand, dass sie „rote Erkrankungen“ wie eben die „rote Ruhr“ heilen könnte. Da Erde darüber hinaus im humoralpathologischen Verständnis der hippokratischen Medizin als kalt und trocknend galt, prädestinierten diese Eigenschaften sie ebenfalls zur Anwendung gegen Vergiftungen, insbesondere wenn sie sich durch von heftigen Schweißausbrüchen begleitetem Fieber und Durchfall äußerten. Hier sollte ein (gegen die Fieberhitze) kühlender und (gegen den Schweißfluss und Flüsse aus dem Bauch) trocknender Effekt Linderung oder gar Heilung bringen.“

Der Pool des Therma Spa auf Limnos. © Therma Spa, BU: Stefan Pribnow

Ein anderer Arzt, nämlich Pedanios Dioskurides, charakterisierte im ersten Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung die Lemnische Erde „als ein mit Wein einzunehmendes Antidot ‚von hervorragender Kraft‘ gegen tödliche Gifte sowie als Mittel gegen Durchfallerkrankungen“.

Wie auch immer: „Terra lemnia“ wirkt. Erde und Wasser sind reichlich vorhanden. Die Therma Spa bietet zudem Hydrotherapie, Fangotherapie, Massagen sowie Gesundheits- und Schönheitsbehandlungen an. Wer in einer der sechs Wannen liegt, wird mit Wasser aus Düsen angestrahlt. In einer Riesenwanne seien zudem mehrere Rehabilitationsmaßnahmen möglich.

Wer will, der kann draußen in einem kleinen Pool plantschen oder sich im Café köstlich verwöhnen lassen.

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